Phantastische Welten
Fantasien bliebt ihr fiktionaler Charakter stets vorbehalten, doch man kann sie weitererzählen, mit Wort und Schrift, mit Ton und Bild. Sie allerdings mit allen Sinnen erlebbar zu machen, was keine noch so teure Hollywoodproduktion zu schaffen vermag, vollbringt das Berliner Künstlerensemble Incanto in aller Regelmäßigkeit.
Bei dessen Darbietungen nur von darstellender Kunst zu sprechen, wäre bei weitem nicht hinreichend; Die Akrobaten, Feuerartisten, Sänger und Instrumentalisten, Tänzer sowie Schauspieler der Gruppe beschränken sich nicht auf die visuelle Präsentation ihrer Fertigkeiten hinter einer theatralischen, fiktiven Glaswand, vielmehr nehmen sie den Zuschauer auch mal wörtlich an der Hand und beziehen ihn ihr interaktives Unterhaltungsprogramm ein. Tritt sie nun als Walkact auf, wobei sie bei einem Fest oder einer Einlasssituation sich innerhalb der Menschenmenge dekorativ bewegt und unterhaltend agiert, oder tritt sie als fester Pfeiler des Programms zur Animation oder theatergleichen Aufführung an, ihrer Vorstellungen ist eins gemein: ein packendes Konzept und eine detailverliebe Umsetzung.
Neben kulturhistorischen Programmen, in welchen sie zum Adelsfest wie am Hofe Versailles des 18. Jahrhunderts einladen oder die Renaissance des damaligen Veneziens wieder aufleben lassen, wird Incanto vor allem für ihr Thema der „Mythen und Zauberwelten“ bewundert. Aufwändig kostümiert, auch mal durch Laufstelzen zusätzlich von der menschlichen Gestalt gehoben, erzählen Elfen, Kobolde, Satyrn und weiteren Fantasiewesen von ihren Tagen in Shakespeares Welt des Sommernachtstraums. Oder lehren uns die Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft selbst verkörpert durch prunkvolle Großmasken den Zyklus des Lebens mit ihren mystischen Tänzen. Kaum eine Inszenierung ist undenkbar für die Truppe; so realisierte sie selbstständig ganze Mittelalterspiele genauso wie Bälle unter dem Motto der 20er-jahre oder vergnügte Piratenfeste – jedes einzelne kein Spektakel, sondern umfassendes Erlebnis.
